…eine Libelle im Flug zu fotografieren…

…ist nicht wirklich einfach.

Nachdem ich ein Foto von einer fliegenden Libelle im Internet gesehen habe war mein Ehrgeiz sofort geweckt – DAS WILL ICH AUCH… Da ich wußte, dass im botanischen Garten über den Teichen immer mehr oder weniger viele Libellen fliegen habe ich mich an dem langen Wochenende dorthin aufgemacht. Die Sonne schien und es war trotz des fortgeschrittenen Jahres über 20 Grad warm. Als ich an dem Teich ankam (etwa gegen Mittag) lag dieser in voller Sonne und eine Mosaikjungfer zog ihre Kreise über dem Wasser. Hin und wieder blieb sie in der Luft stehen und ich war mir bewußt, dass ich so eine Situation abpassen musste um sie im Flug fotografieren zu können. Zugegebenermaßen ist meine Ausrüstung (Panasonic Lumix FZ50) weit entfernt von einer Profikamera, aber im großen und ganzen komme ich mit ihr zurecht. Also setzte ich mich an den Rand des Wassers und wartete das sich die Libelle näherte. Lustigerweise schien ich sie auch zu interessieren, denn sobald ich mich gesetzt hatte kam sie zu mir geflogen und blieb vor mir in der Luft stehen um mich zu betrachten. Natürlich begann ich sofort zu fotografieren. Leider stellte ich ebensoschnell fest, dass ich so keine Chance auf ein schönes Foto hätte. Auf den Bildern, die zumeist noch unscharf waren, war in den seltensten Fällen eine Libelle zu sehen. Wenn man doch mal etwas in der Richtung sah, dann meist nur das Hinterteil an einem der Bildränder, da sie eben doch nicht so lange in der Luft stehen blieb, bis sich meine Kamera mal bequemte auszulösen. Ich musste also die Geschwindigkeit der Kamera erhöhen, also begann ich irgendwann einen Bereich festzustellen und dann abzudrücken, wenn die Libelle etwa in diesem Bereich schwebte. Etwa hundert Bilder später war die Zeit soweit fortgeschritten, dass der Teich sich langsam beschattete. Entnervt gab ich auf und überlegte ob ich so überhaupt eine Chance hätte. Neidisch hatte ich die ganze Zeit die anderen Fotografen beäugt, die mit ihren „Riesentelespiegelreflexkameras“ scheinbar problemlos tolle Bilder schossen. Als kleines Trostpflaster fand ich bei einer Runde um den Teich eine der gut versteckten Weibchen, dass gerade dabei war Eier abzulegen. Leider am Rande eines im Wasser stehenden Blumentopfes – kein wirklich schönes Motiv. Trotzdem machte ich Fotos. Irgendwann war ihr das zu störend und sie schwirrte davon. „Schade!“ dachte ich, doch dann sah ich, dass sie sich ganz in der Nähe an einem Schilfhalm niedergelassen hatte. „Doch noch ein kleines Geschenk,“ freute ich mich, denn die Weibchen waren irgendwie immer gut versteckt geblieben oder schnell verschwunden, wenn man sich ihnen genähert hatte. Also ging ich langsam näher und versuchte mein Glück. Sie war so freundlich einfach still sitzenzubleiben so dass mir einige wirklich recht schöne Fotos gelangen. Bis jedoch einer der anderen Supertelespiegelreflexfotografen bei mir war hatte sie sich bereits aus dem Staub gemacht ( – nein ich war gar nicht schadenfroh…) Das Foto dieses Tages sah dann so aus:

blaugrüne Mosaikjungfer (Weibchen) an Schilfhalm

 

Am nächsten Tag hatte ich meine Enttäuschung über meinen Mißerfolg überwunden und da das Wetter wieder mit bestem Sonnenschein glänzte beschloss ich meine Jagd fortzusetzen. Also machte ich mich erneut auf den Weg in den botanischen Garten, da die Libelle dort sich im großen und ganzen ja sehr kooperativ gezeigt hatte. Wieder ließ ich mich an dem Teich nieder. Gegen Ende des letzten Tages hatte einer der Fotografen dort philosophiert, wie man am besten solch ein Foto hinbekommen könnte. Er hatte mir den Tip gegeben, eine hohe ISO-Zahl einzustellen, damit ich die Blende möglichst klein und die Belichtungszahl möglichst kurz machen könnte. Seiner Meinung nach, der einzige Weg um ein derartiges Bild zu schaffen. Für gewöhnlich habe ich meiner Kamera immer auf ISO 100 eingestellt um möglichst klare Bilder zu erhalten aus denen ich noch gute Ausschnittsvergrößerungen machen konnte. Aber ich versuchte es und stellte die Kamera probehalber auf ISO 400 (den vorgeschlagenen ISO 800 vertraute ich dann doch nicht). Schließlich habe ich ja kein Monstertele… An diesem Tag machte ich wieder ca. 100 Fotos. Die meisten davon waren Versuche für mein „Projekt“. Auf den ersten Blick schien die Rechnung aufzugehen und es gab doch einige Fotos, auf denen deutlich sichtbar eine Libelle im Flug zu erkennen war. Die Ernüchterung kam dann am heimischen PC. In größerem Format als auf dem Display stellte sich schell heraus, dass die Fotos doch nicht so gut waren, wie es zunächst den Anschein hatte. Bei der Vergrößerung die nötig gewesen wäre um ein präsentables Bild zu erhalten sah man deutlich das, was ich schon befürchtet hatte. Die Bilder waren so grobkörnig, dass man nicht von einer schönen Aufnahme sprechen konnte. So löschte ich auch an diesem Tag drei viertel aller Bilder und behielt nur die, die am ehesten noch annehmbar waren. Immerhin gelang mir an diesem Tag noch ein schönes Bild von einer braunen Libelle:

braune Libelle (die Art weiß ich leider nicht)

Nach dem Mißerfolg des letzten Tages mußte ich es einfach noch einmal versuchen. Diesmal wieder auf meine Weise und auf mein Gespür vertrauend. Kurz nach Öffnung des botanischen Gartens war ich dort – vorerst nicht um Libellen zu fotografieren, dafür war es definitiv noch zu kalt. Ich hatte aber am Tag vorher schon bemerkt, wie feucht die Blumen bei meiner Ankunft noch waren. Außerdem war es die Tage vorher morgens immer sehr neblig gewesen und ich dachte mir, dass ich vielleicht das ein oder andere schöne Foto schießen könnte wenn ich bereits dort wäre bevor sich der Nebel verflüchtigt hätte. Außerdem hoffte ich halb vielleicht doch mal eine der dort lebenden Ringelnattern zu sehen zu bekommen, bevor der Garten wieder so voll wäre, dass sie sich bestimmt wieder verkriechen würden. Am Eingangstor wurde ich von einem laut schimpfenden Eichhörnchen begrüßt, dass mit einer walnußähnlichen Frucht im Mund in Richtung Baumkrone schoss. Ich hatte zwar den Fotoaparat wie eigentlich immer wenn ich unterwegs bin griffbereit in der Hand, leider viel mir dann aber auf, dass ich ihn immer noch auf manuelles scharfstellen gestellt hatte, so war auf dem Schnappschuss beim besten Willen nichts zu erkennen – schade – war ein sehr drolliges Bild. Einige Nebel-Bilder, die ich danach gemacht habe sind ja bereits veröffentlicht. Als der Nebel sich verzogen hatte und sich die ersten Sonnenstrahlen auf „meinem“ Teich zeigten kam auch bald das Libellenmännchen wieder um seine gewohnten Kreise zu ziehen, zum einen um sein Revier zu verteidigen und zum anderen immer Ausschau haltend nach dem nächsten Weibchen. Beides hatte ich in den letzten Tagen oft genug gesehen. Leider ist ein Paarungsrad dieser großen Libellen noch schwerer zu fotografieren als eine fliegende Libelle. Jedesmal wenn ein Weibchen „überwältigt“ war (so sah es in meinen Augen zumindest aus) machten sich beide verbunden schnellstens in Richung Baumkronen davon. Jedenfalls viel zu schnell um irgendeine realistische Chance auf ein Foto zu haben – das haben selbst die Superzoomspiegelreflexkameras der anderen dort nicht geschafft… Aber man muss ja Träume haben über ein neues Ziel 🙂

An diesem Tag änderte ich meine Taktik abermals. Ich stellte die Filmempfindlichkeit wieder auf meine gewohnten ISO 100 und beschloss es an diesem Tag mal mit manueller Belichtung zu versuchen um ein noch schnelleres Auslösen hinbekommen zu können. Während ich nun darauf wartete dass die Libelle wieder genau in dem Radius in der Luft stehen blieb, den ich fokussiert hatte beneidete ich mal wieder ein mir gegenüber sitzendes Pärchen, das mit ihren riesigen Objektiven ebenfalls Jagd auf „meine“ Libelle machte. Mittleidig fragten sie mich, warum ich nicht mit Serienbildaufnahme fotografieren würde. „SERIENBILDAUFNAHME?!“ – dachte ich mir – „Einfach draufdrücken und hoffen dass sie irgendwann genau in dem Bereich ist wo ich scharf gestellt habe – wie langweilig, dass kann doch jeder! – Warum ist mir dass nicht eingefallen?“ Schließlich klackten bei all den anderen Spiegelreflexkameras bei Annäherung einer Libelle ja auch maschinengewehrartig die einzelnen Aufnahmen durch. Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass sich bei meinen Versuchen mit Serienbildern, die ich dann testhalber startete keine besseren Bilder herauskamen, als wenn ich einfach so lange auf der Lauer lag bis sich die Libelle genau im richtigen Abstand befand. Mittlerweile hatte ich mir ein recht gutes Gespür für den richtigen Abstand erarbeitet. Irgendwann dann – endlich! – wurde ich mit den ersten guten Bildern belohnt, die auch in der größten auf dem Display möglichen Vergrößerung noch scharf aussahen. Das Training und die Ausdauer hatten sich endlich gelohnt. Bis zum Ende dieses Tages schaffte ich es noch einige schöne Fotos zu schießen. Die Bilanz bis dahin lautete aber geschätzt 5 bis 6 Stunden ausharren am Rande des Teiches und etwa 200 – 250  Fehlaufnahmen. Da lobe ich mir doch die Digitalkameras von heute – sonst wäre mir das nicht möglich gewesen (wer hätte das bezahlen sollen). Die zwei schönsten der Fotos von diesem Tag sehen so aus:

blaugrüne Mosaikjungfer (Männchen) im Flug

 

blaugrüne Mosaikjugfer (Männchen) im Flug

 

Dieser Beitrag wurde unter Fotos, Tiere abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert